Qualität und Kinderschutz
Sozialpädagogische Fürsorge in der Praxis

Im Jahr 2024 haben 557 Mitarbeiter*innen von Pro Juventute 409 Kinder und Jugendliche in Wohngemeinschaften betreut und in unseren mobilen Angeboten weitere 645 junge Menschen in 432 Familien. Zusätzlich stärken wir Kinder in sozialpädagogischen Pflegestellen, mit unseren flexiblen Hilfen oder mit unserem Streetwork-Team GEH.BEAT. Primär werden uns die Kinder und Jugendlichen durch Mitarbeiter*innen der Kinder- und Jugendhilfe in den zuständigen Bezirksverwaltungsbehörden anvertraut – und wir sind uns der hohen Verantwortung, die wir dabei übernehmen, bewusst.
Als Pro Juventute 1947 gegründet wurde, war die Idee, dass Kinder in einer familienähnlichen Gruppe aufwachsen können. Bis in die 1990er-Jahre arbeiteten die Pflegeeltern ehrenamtlich. Sie lebten mit ihren eigenen Kindern und bis zu 14 Pflegekindern zusammen. Die Arbeit mit den Kindern lastete überwiegend auf den Schultern der Pflegemutter und der angestellten Hilfskräfte.
Um Missstände bestmöglich zu verhindern, haben wir die pädagogische Arbeit und unsere Strukturen komplett umgestellt: Ab den 1990er-Jahren ist das Modell der Familienwohngruppen ausgelaufen, stattdessen führen wir unsere Wohnangebote heute als sozialpädagogische Wohngemeinschaften mit professionellen Mitarbeiter*innen im Turnusdienst.
Pädagogisches Qualitätsmanagement
Neben den strukturellen Maßnahmen, die für eine Entlastung der Mitarbeiter*innen sorgen und in multiprofessionalen Teams den ressourcenorientierten Austausch fördern, widmen wir uns seit Jahren der pädagogischen Qualitätssicherung. Dabei ist unser besonderes Anliegen, dass dies nicht nur bei Konzepten bleibt, sondern in der sozialpädagogischen Praxis umgesetzt wird.
So haben wir 2011 in allen Wohnangeboten ein Pädagogisches Qualitätsmanagement (pQM) implementiert. Dieses haben wir unter anderem zur Sicherstellung unserer hohen pädagogischen Qualitätsansprüche entwickelt. Ein Jahr später wurde die Pro Juventute-Akademie gegründet. Sie vermittelt in internen Schulungen zeitgemäße Kompetenzen zu Themen wie Deeskalation, Trauma- oder Sexualpädagogik.
Ab 2019 wurden in unserer Organisation die Regionsleitungen eingeführt. Sie verantworten in der Regel bis zu vier Angebote und sind dort auch für die Qualitätssicherung zuständig. Mit dem Fachbereich Pädagogik haben wir 2020 außerdem eine Abteilung geschaffen, die unsere Mitarbeiter*innen bei der Weiterentwicklung ihrer pädagogischen Möglichkeiten unterstützt. Supervision, ein Mentoring-Programm und eine Whistleblower-Adresse sind noch weitere Elemente, die hier dazugehören.
"ProFi"-Implementierung"
Im Jahr 2019 veröffentlichte FICE Austria die Qualitätsstandards für die stationäre Kinder- und Jugendhilfe. Durch die Veröffentlichung dieser Standards wurde österreichweit eine einheitliche Basis zur Sicherung der Qualität in allen stationären Angeboten geschaffen. Dasselbe Ziel verfolgt auch das pädagogische Qualitätsmanagement von Pro Juventute. Ab 2023 läuft ein breit angelegter Prozess, um diese gemeinsam getragenen Qualitätsstandards zu vereinen. Durch die Beteiligung von Führungskräften, pädagogischen Fachkräften, Kindern, Jugendlichen und Personen aus dem Herkunftssystem sowie Kooperationspartner*innen entstand ein praxisorientiertes Qualitätshandbuch. Die Implementierung der Qualitätsstandards erfolgt seit 2024.
Im Austausch mit der Fachwelt
Auch die Vernetzung mit Dachverbänden und Fachorganisationen ist uns wichtig, um uns gemeinsam mit anderen sozialpädagogischen Stellen und Experten weiterzuentwickeln. Wir freuen uns sehr über die Zusammenarbeit mit FICE Austria, dem Dachverband Österreichischer Kinder- und Jugendhilfe-Einrichtungen, dem Netzwerk Kinderrechte Österreich, dem Verein Sozialpädagogik Oberösterreich und vielen mehr. Dass namhafte Fachleute die jährliche Pro Juventute-Enquete sowie unseren Fachtag bereichern und für interne Weiterbildungen zur Verfügung stehen, ist ein weiterer Beitrag auf unserem qualitätsorientierten Weg.
Aufsicht externer Institutionen
Da wir Menschen fremdbetreuen ist es auch selbstverständlich, dass wir dabei von befugten Stellen kontrolliert werden. Unangekündigte Besuche in unseren Betreuungsangeboten gehören zu unserer Verantwortung natürlich dazu – etwa von der Fachaufsicht der Kinder- und Jugendhilfe, von der Volksanwaltschaft oder der Bewohnervertretung.
Unser Schutzkonzept stellt klare Regeln und Verantwortlichkeiten auf, um Gefährdungen frühzeitig zu erkennen und wirksame Interventionen zu ermöglichen. Zudem fördert es eine Kultur des Hinschauens und des respektvollen Umgangs miteinander. Es gilt für alle Angebotsformen, alle Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen und für alle Mitarbeiter*innen von Pro Juventute.
Derzeit sind elf Personen bundesweit als Kinderschutzbeauftragte tätig. Sie sind Ansprechpersonen für Kinder, Jugendliche, Angehörige und Mitarbeiter*innen bei Verdacht von Gewalt.
Seit dem Frühjahr 2025 bieten wir regelmäßig Schulungen dazu an. Die Teilnahme daran ist verpflichtend und umfasst alle Mitarbeiter*innen in unserer gesamten Organisation.