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Krieg im Nahen Osten 

Wie man den Konflikt mit jungen Menschen besprechen kann

Seit dem 7. Oktober 2023 ist kein Tag vergangen, an dem uns nicht Medienberichte die Dramatik des gegenwärtigen Krieges im Nahen Osten, in Gaza und Israel, vor Augen geführt hätten. Einmal mehr erscheint jener Konflikt, unter welchem Israelis wie auch Palästinenser seit Generationen leiden, unüberwindbar. Dazu ist der weltweit aufflammende Antisemitismus alarmierend. Menschen reagieren verunsichert, auch Kinder und Jugendliche. Doch wie können wir darauf Antwort geben? Die nachstehenden Zeilen möchten Sie dazu motivieren, Kindern und Jugendlichen als authentisches, haltgebendes Gegenüber zur Verfügung zu stehen und sie in ihrem Sicherheitsgefühl wie auch in ihrer Selbstwirksamkeit zu bestärken – besonders dann, wenn ihnen der Krieg Unruhe bereitet. Folgende Aspekte können dabei hilfreich sein.

Fragen ernst nehmen

Unabhängig davon, wie groß Ihre eigene Verunsicherung über mögliche Grenzen im Umgang mit dem Thema sein mag: der Mut, den Kinder aufbringen, wenn sie schwierige Erfahrungen, Gedanken, Gefühle oder Verhaltensmuster an ihre Bezugspersonen adressieren, ist in jedem Fall positiv zu verstärken. Zeigen Sie Wertschätzung für das Ihnen entgegengebrachte Vertrauen und nehmen Sie Fragen ernst. Wenn Kinder und Jugendliche den Krieg zur Sprache bringen, kann es – je nach Alter und Entwicklungsstand – zunächst hilfreich sein, nachzufragen, ob ihnen die Nachrichten Sorgen bereiten und welche Gefühle dabei in ihnen aufsteigen. Im Zuge eines Dialogs auf Augenhöhe – in dem sich Erwachsene aufmerksam zugewandt, empathisch, jedoch nicht emotionalisierend verhalten – soll Kindern und Jugendlichen vermittelt werden, dass Betroffenheit, Ängste oder Mitgefühl mit den Opfern normale Reaktionen auf eine zutiefst ungewollte Situation darstellen.

Räume, Zeiten und Rituale der Sicherheit vertiefen

Schenken Sie Kindern und Jugendlichen ausreichend Zeit und versuchen Sie zu verstehen, was sie im Innersten beschäftigt. Am besten tun Sie dies an einem geschützten Platz. Stellen Sie einen Bezug zu unserer Realität her. Betonen Sie dabei, dass wir in Österreich in Sicherheit leben und alles dafür getan wird, dass dies so bleibt. Sie können die Distanz zwischen dem eigenen Land und der Konfliktregion auch auf einer Karte zeigen. Manchmal verstecken sich bei Kindern und Jugendlichen hinter der Sorge um das Weltgeschehen auch eigene Themen, die aufwühlen.

Traumapädagogische Übungen zum sicheren Ort, Atemübungen und Entspannungstrainings oder – je nach individueller Sozialisation –  Friedensmeditationen und Gebete unterstützen zudem das Sicherheitsempfinden. Nicht zuletzt bieten das Spielen mit allen Sinnen und kreativen Medien (alleine und in Gemeinschaft), Sport, Tanz und Bewegung (sowohl im In- als auch im Outdoorbereich), gemeinsames Musizieren und Musik hören, wichtige Impulse, um belastende Emotionen zu regulieren – besonders in Zeiten gesellschaftlicher Anspannung. In Zeiten, wo Gedanken vermehrt um schwere Themen kreisen, ist es wichtig, die Aufmerksamkeit immer wieder auf jene Dinge zu richten, die Freude bereiten.

Medienkompetenz: Wissen vermitteln

Für ältere Kinder und Jugendliche kann es wichtig sein, Informationsbedürfnisse zu stillen. Dabei ist die Komplexität des Themas eine große Herausforderung. Ehrlichkeit hat hier eine wichtige Vorbildfunktion. Wenn Sie in der Auseinandersetzung mit Fragen Überforderung empfinden, entgegnen Sie direkt: "Darüber haben schon viele Expert*innen nachgedacht und um ehrlich zu sein, erscheint auch mir einiges unverständlich, doch lass uns gemeinsam nach Antworten suchen."

Gerade wenn es um Kriegsnachrichten geht, ist es zwar eine zentrale Verantwortung von Bezugspersonen, Kinder vor einer Informationsüberflutung zu schützen, gleichzeitig können Medien wertvolle Hilfestellungen anbieten, indem sie qualitativ hochwertiges Wissen vermitteln und zu Demokratie- und Meinungsbildung beitragen können.

Dabei kann zusätzlich eine Aufklärung über Fake-News stattfinden, sodass Kinder und Jugendliche lernen: Nicht alle Videos im Netz entsprechen der Wirklichkeit, auch dann nicht, wenn es um Krieg geht. Zu beachten ist, dass Fernsehsendungen, welche unmittelbare Informationen über den Krieg vermitteln, erst ab dem Beginn des zehnten Lebensjahres und ausschließlich in einem begrenzten sowie angemessenen Zeitfenster (nicht vor dem Schlafen) angeboten werden sollen.

Bedrohliches begrenzen

Kleinere Kinder sind in der Regel noch nicht tiefergreifend von den Weltnachrichten berührt. Im Falle, dass sie diesbezüglich unbelastet sind, sollten sie nicht darauf gestoßen werden. Sofern sie aber Fragen mitbringen oder vielleicht selbst einen Flucht- und Kriegshintergrund haben, können ihnen Bücher und Spiele zu den Themen Heimat, Miteinander, Zusammenhalt, Gefühle, Streit und Frieden auf niederschwelligem Weg Antwort-Brücken bauen. 

In Beziehung bleiben und Hilfen vermitteln

Bei allen Bemühungen von Bezugspersonen, Kinder und Jugendliche dabei zu begleiten, sich in ihrer Lebenswelt gut zurechtfinden können, kann es vorkommen, dass dies nicht ausreichend ist. Gerade dann, wenn bereits Vorbelastungen bestehen und die Spannung überhandnimmt sollte psychologische, psycho- oder kreativtherapeutische Hilfe in Anspruch genommen werden und bei Bedarf auch medizinische Unterstützung aufgesucht werden. Zugleich ist im Hinterkopf zu behalten, dass Angst viele Gesichter haben kann und nicht immer verbal geäußert wird. Sie versteckt sich mitunter hinter Rückzug, Aggression, Depression und allgemeinen Verhaltensveränderungen, worauf es hellhörig zu sein gilt. Einzelberatungen werden u.a. durch die Schulpsychologie angeboten: www.schulpsychologie.at , manche bevorzugen aber auch einen anonymen Kontakt. Dieser besteht beispielsweise über Rat auf Draht: https://www.rataufdraht.at/.

Selbstwirksamkeit fördern

Insbesondere, wenn Kinder starkes Mitgefühl für Kriegsopfer empfinden, vermag es Ohnmachtsgefühle zu reduzieren, wenn ihnen im Rahmen ihrer eigenen Möglichkeiten ein aktiver Beitrag zur Linderung der Not anderer gelingt und Solidarität so für sie direkt erfahrbar wird – zum Beispiel durch Kleiderspenden oder durch das Aussortieren von nicht benötigten Spielsachen für Flüchtlingskinder.

Empfohlene Medienbeiträge

Empfohlene Hilfsmittel

Bücher und Materialien

Literatur- und Materiallinks

Text: Elijah Asanger, Trainee in Oberösterreich

Der Verfasser bedankt sich bei Mag.a Carmen Maria Asanger, integrative (Kinder-)Musiktherapeutin und Soziologin, die ihn mit Gespräch, Reflexion und beim Verfassen des Textes unterstützt hat.

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